2015 Mai.

ASG 32 El: Vorstellung auf der Wasserkuppe

Schleichers erster Elektrosegler an historischer Stätte präsentiert

Welcher Ort könnte besser geeignet sein als die Wasserkuppe, um Gästen aus Politik, Forschung, Industrie und den Pressevertretern das neue elektrische Antriebssystem für ein Segelflugzeug der Firma Schleicher vorzustellen – gerade auch weil von der Wasserkuppe als Geburtsstätte des Segelflugs immer wieder Impulse für die Entwicklung der Luftfahrt insgesamt ausgingen.

Die Halle des neuen Luftsportzentrums der Fliegerschule Wasserkuppe bot dazu den geeigneten Rahmen, um den sehr interessierten Zuhörern die Vorzüge dieser innovativen Entwicklung nahe zu bringen. Dabei ist die Wasserkuppe auch als Zentrum des Biosphärenreservates Rhön aus ökologischer Sicht geradezu prädestiniert, um dort einen Elektrosegler einzusetzen.

Der 20m-Doppelsitzer ASG 32 El mit Hilfsmotor ist das erste Flugzeug von Alexander Schleicher, das mit einem Elektroantrieb ausgerüstet ist. Dieses Antriebskonzept wurde im Rahmen von “Hessen ModellProjekte” aus Mitteln der Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Excellenz (LOEWE) gefördert. Für die Entwicklung bildete man unter der Federführung der Firma Schleicher ein Konsortium mit einem mittelständischen Unternehmen, das sich auf anspruchsvolle Batterielösungen spezialisiert hat, sowie mit der Universität Kassel und der Dualen Hochschule Baden Württemberg in Mosbach. Propeller und Bediengerät entstanden ebenfalls in Zusammenarbeit mit Spezialfirmen.

Harald Jörges, Hausherr und Leiter der Fliegerschule Wasserkuppe, bezeichnete die Entwicklung der Elektroantriebe in der Luftfahrt als weiteren Meilenstein und freute sich, mit dem ersten Elektrosegler von Schleicher diese innovative Antriebstechnologie auf der Wasserkuppe den anwesenden Gästen präsentieren zu können.

Landrat Bernd Woide, gleichzeitig auch Präsident der Gesellschaft zur Förderung des Segelfluges auf der Wasserkuppe, bezeichnete die Firma Schleicher trotz der handwerklichen Fertigung der Flugzeuge als High-Tech-Unternehmen und sprach seine Anerkennung für den Mut zur Entwicklung dieses Elektroantriebes aus.

Der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke, in dessen Zuständigkeitsbereich auch der Flugplatz Wasserkuppe fällt, zeigte sich ebenfalls sehr erfreut und lobte: “Sie haben sich zu neuen Welten aufgemacht”.

Die beiden Bügermeister Steffen Korell (Gersfeld) und Manfred Helfrich (Poppenhausen) hofften, dass diese neue Entwicklung ihren Weg von der Rhön hinaus in die Welt findet.

Helfrich zeigte sich auch stolz, dass bei Alexander Schleicher in Poppenhausen, dem ältesten Segelflugzeughersteller weltweit, 120 heimatnahe Arbeitsplätze angeboten werden. Da der Tourismus in der Rhön ebenfalls einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor darstellt, ist der sensible Umgang mit der Natur oberstes Gebot und somit passe diese neue ökologische Entwicklung sehr gut zum Biosphärenreservat Rhön.

Schleicher-Geschäftsführer Ulrich Kremer erläuterte den anwesenden “Nicht-Fliegern” die Problematik einer Außenlandung bei Überlandflügen und dass deshalb der Großteil aller neuen Segler mit Klapptriebwerksystemen ausgerüstet wird, um auch bei nachlassender Thermik wieder den Heimatflugplatz erreichen zu können.

“Der elektrische Antrieb passt wie kein anderer zum ansonsten lautlosen Segelflug. Wenn die Piloten entspannt nach Hause fliegen wollen, ist der Elektromotor prädistiniert dafür”, sagte Ulrich Kremer.

Natürlich werden Elektroantriebe nicht schlagartig alle Verbrennungsmotore ersetzen können – eine ähnliche Entwicklung kann man auch in der Automobilindustrie beobachten. So fragte Dipl.-Ing. Michael Greiner am Beginn seines Vortrages die zahlreichen Gäste, wer von ihnen denn mit einem Elektroauto auf die Wasserkuppe gekommen sei – und tatsächlich, Gersfelds Bürgermeister Steffen Korell war der einzige, der den Berg der Flieger elektrisch erklommen hatte.

Michael Greiner stellte in seinen Erläuterungen heraus, wie viel Entwicklungsarbeit nötig war, um solch ein Schleicher-eigenes Antriebssystem zu verwirklichen. 100 km Reichweite mit Motorkraft war dabei die Mindestanforderung. Auch die Bedienung eines solchen Systems muss denkbar einfach sein.

Schnell wurde den Gästen klar, wie viel Know-How in diesem neuen Antriebssystem steckt. Wesentlichen Anteil an der Entwicklung der einzelnen Komponenten und der Zusammenführung aller beteiligten Partner hat auch Dipl.-Ing. Paul Anklam, ebenfalls Entwicklungsingenieur bei Schleicher.

Viel Zeit nahmen sich dann im Anschluss die Schleicher-Mitarbeiter, um Fragen der Gäste zu beantworten. Die Mitarbeiter des Restaurants “Weltensegler” der Fliegerschule Wasserkuppe sorgten derweil für die Bewirtung der Anwesenden.

 

 

Fotos: Manfred Münch