2016 Jun.

Die ASG 32 El mit Elektroantrieb fliegt

Eine umweltfreundliche Heimkehrhilfe

Auf der AERO in Friedrichshafen wurde der Elektroantrieb für die ASG 32 El als System erstmals vorgestellt. Nachdem im letzten Jahr neben der Musterzulassung des Offene-Klasse-Doppelsitzers ASH 30 Mi auch die Flugerprobung und Zulassung der ASG 32 als Eigenstarter und Segler Vorrang hatte, stand jetzt die Fertigstellung des Elektroantriebs wieder im Vordergrund.

Konsortium entwickelt Elektroantrieb

Der 20m-Doppelsitzer ASG 32 El mit Hilfsmotor ist das erste Flugzeug von Alexander Schleicher, das mit einem Elektroantrieb ausgerüstet ist. Dieses Antriebskonzept wurde im Rahmen von „Hessen ModellProjekte“ aus Mitteln der Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) gefördert.

Für die Entwicklung bildete man unter der Federführung der Firma Schleicher ein Konsortium mit der Universität Kassel, der Dualen Hochschule Baden Württemberg in Mosbach sowie mit Unternehmen, die sich auf anspruchsvolle Batterielösungen spezialisiert haben. Propeller und Bediengerät entstanden ebenfalls in Zusammenarbeit mit Spezialfirmen.

100 km Reichweite

Nach ausgiebigen Testläufen am Boden wurde jetzt mit Spannung erwartet, ob sich auch in der Luft die rechnerischen Leistungsdaten bestätigen.

Ein Synchronmotor mit einer Leistung von 34 PS (25 kW) wird versorgt von Lithium-Ionen-Zellen, die in einem Batterieblock allein im Motorkasten des Rumpfes untergebracht sind. Angepeilt waren 20 Minuten Laufzeit unter Volllast. Zusammen mit einem Steigen von 1,3 m/s ergibt das im Sägezahnflug eine Reichweite von 100 km – und das doppelsitzig besetzt.

Paul Anklam und Joschka Schmeisl

Paul Anklam und Joschka Schmeisl

Der Vorteil des Elektroantriebs ist, dass das Steigen auch in größerer Höhe nicht spürbar abnimmt. Natürlich ist auch die Geräuschentwicklung sowohl nach außen als auch im Cockpit viel geringer als man es von Verbrennungsmotoren kennt. Besonders am Boden geht die Geräuschentwicklung der in niedriger Höhe mit Motorkraft fliegenden ASG 32 El quasi im Umgebungsgeräusch unter.

Am 16. Juni 2016 war es soweit. Um 11.oo Uhr hoben Dipl.-Ing. Paul Anklam und Joschka Schmeisl erstmals mit der ASG 32 El im F-Schlepp ab, um dann in ausreichender Höhe zunächst alle Funktionen des Elektroantriebs zu überprüfen. Der anschließende erste ausgiebige Steigflug unter Volllast bestätigte dann alle zuvor theoretisch ermittelten Werte auch in der Praxis. Innerhalb 20 Minuten Motorlaufzeit wurden rund 1500 m Höhe gewonnen.

Das Video vom Erstflug

Einfaches Bedienkonzept

Motor-Steuergerät

Motor-Steuergerät

Die Bedienung des Triebwerks ist dabei denkbar einfach. Ein Steuergerät im Instrumentenbrett gibt Auskunft über alle wichtigen Parameter wie Ladestand des Akkus, Drehzahl und Temperaturen.

Im Motorbedienteil vor dem Steuerknüppel ist anstelle eines Gashebels der Regulierhebel für die Drehzahl untergebracht. Durch Bewegen zur ersten Raste fährt das Triebwerk aus. Wird der Hebel weiter nach oben bewegt, startet der Elektromotor und die gewünschte Drehzahl kann eingestellt werden.

Ein-Hebel-Bedienung

Ein-Hebel-Bedienung

Ein Zurückziehen des Regulierhebels stellt den Elektromotor ab. Das Abbremsen und Senkrechtstellen des Propellers sowie das Einfahren der gesamten Antriebseinheit erfolgt vollautomatisch.

Wir sind stolz darauf, für die ASG 32 damit eine umweltfreundliche, komfortable und leistungsstarke Heimkehrhilfe anbieten zu können. Auch die ASG 32 als reines Segelflugzeug ist serienmäßig mit einem Motorkasten ausgerüstet. In diesen passen sowohl die eigenstartfähige Wankel-Antriebseinheit als auch der zukunftsweisende Elektroturbo. Eine spätere Nachrüstung mit einem dieser Systeme ist somit problemlos möglich.

Fotos: M. Münch