2022 Jun.

Sebastian Huhmann gewinnt die Hahnweide

Nach dem Sieg mit der 18 m Version der AS 33 in Polen 2021 gewann Sebastian dieses Jahr den Hahnweide Wettbewerb in der 15 m Version der AS 33.

Wir haben die Chance genutzt und ein Interview mit Ihm über sein Fazit zur AS 33 gesprochen.

Bevor wir aber in die Details des Wettbewerbs gehen, mal ein paar allgemeine Fragen. Wie geht es dir nach dem Wettbewerb auf der Alb?

“Wir hatten durch das schwache Wetter leider sehr wenige Wertungstage, was eigentlich nicht so gut meiner Taktik und meinem Flugstil entspricht. Bei Wettbewerben versuche ich eigentlich durch konstante Leistungen über die Wertungstage zu punkten. Hier ging dieser Plan bei den 4 Wertungstagen allerdings gerade so auf. Das schlechte Wetter hat die AS 33 allerdings gut vertragen. Es gab einige Tage, an denen wir uns mit schwachem Steigen auch mal aus 200 m ausgraben mussten. Das ging sehr gut und angenehm, obwohl ich ohne Wasser mit 15 m Spannweite eine 47er Flächenbelastung geflogen bin. Da konnte ich sehr gut bei den anderen Flugzeugen mithalten.”

Habt ihr den Sieg schön gefeiert?

“Na klar, endlich wieder ein so großer Wettbewerb, da freut man sich auf einen netten Abend mit 1, 2 Bieren. Ich bin ja auch schon seit 1998 auf der Hahnweide dabei, da hat man die ein oder andere Freundschaft geschlossen und freut sich alle wiederzusehen.”

Du warst letztes Jahr sehr erfolgreich beim International Polish Gliding Championship mit der 18 m Version der AS 33. Dieses Jahr fing es in Nitra leider nicht ganz so erfolgreich an, wie kam das?

“In Nitra gibt es viel schwieriges Gelände, da muss man sich auskennen. Ich selber war nur einmal hier. Das ist aber 15 Jahre her und daher kannte ich mich nicht gut genug aus. Mit dem schwierigen Wetter in das hohe Gelände zu fliegen war dann doch unangenehm. Hier entschieden wir uns es vorsichtig angehen zu lassen. Mit dieser Taktik kommt man dann aber nicht gegen die mutigen Osteuropäer an. Hier waren sehr viele sehr gute Piloten vertreten, die am Ende des Tages doch deutlich mutiger waren als wir.”

Danach bist du dann mit der AS 33 auf die Hahnweide gefahren. Hier bist du allerdings die 15 m Version geflogen, wie kam es zu der Entscheidung?

“Korrekt, der Plan der Saison war sich auf der 15 m Version der AS 33 warmzufliegen. Ich bin bisher in der Saison vom Boberg auch nur in 15 m gestartet. Der Grund dafür war die Deutsche Meisterschaft in Zwickau, für die ich mich in der 15 m Klasse qualifiziert habe. Um gut vorbereitet in diesen Wettbewerb zu starten, wollte ich genug Erfahrung sammeln. Leider lässt mein Job die Teilnahme in Zwickau jetzt doch nicht zu. Da ich beruflich auch fliege, steht gerade die Umschulung auf den A350 an und somit werde ich erstmal viel Zeit im Simulator verbringen.”

Wie ist das Handling der 15 m AS 33? Wie verhält sie sich mit hoher Flächenbelastung aus deiner Erfahrung?

“Die 15 m Version macht extrem viel Spaß! Ich finde, dass die Abstimmung der 15 m Version einfach perfekt ist. Im Kreisflug verhält sie sich trotz der höheren Flächenbelastung sehr gut und koordiniert.”

Wie steigt sie im Vergleich zu den anderen Flugzeugen?

“Mein Teamkollege Jan ist mit der ASG 29 angetreten. Die hat schon mal 4 kg/m² weniger als ich in der AS 33 und ist somit deutlich leichter. Allerdings gab es im Steigen keineswegs den Anschein, als wenn ich schwerer wäre oder mich schwerer tun würde. Ich konnte sehr gut mit leichteren Flugzeugen im Teilnehmerfeld mitsteigen, das war eigentlich gar kein Problem.

Geradeaus allerdings hat man gesehen, wie einzigartig die AS 33 funktioniert. Der Unterschied zur ASG 29 war dort deutlich zu erkennen durch die höhere Flächenbelastung. Die AS 33 ist einfach eine neue Generation und eine sehr gute Entwicklung. Hiermit hat man als Pilot einfach enormes Potenzial, welches aber auch ausgeschöpft werden will und muss.”

Wie lief der Wettbewerb insgesamt für dich, abgesehen von der Platzierung?

“Wie am Anfang schon erwähnt, brauche ich etwas, um in den Wettbewerb reinzukommen. Wir fliegen taktisch eher defensiv und versuchen über die Vermeidung von Fehlern gute Tagesplatzierungen zu erreichen und dadurch stetig nach oben zu kommen. Wie gesagt, 4 Tage waren da fast zu wenig. Wir kamen aber jeden Tag deutlich besser rein.

Leider ist unser Team am letzten Wertungstag auseinandergefallen. Die ersten zwei Bärte hat Jan leider nicht so gut erwischt, die Höhendifferenz betrug daher schnell über 400 Meter. Wenn du am vermeintlich letzten Tag eine so große Höhendifferenz im Team hast, bringt es nichts, das Team zusammenzuhalten oder aufeinander zu warten. Wir haben uns entschieden, dass ich vorfliege und wir darauf hoffen, dass ich ihn wieder ran sprechen kann mit taktischen Tipps.

Kurz darauf habe ich dann die Konvergenz erwischt und bin komplett im Flow in der guten Linie eingerastet. Insgesamt waren wir so 2-3-mal tief, da hilft es natürlich enorm, wenn man im schwachen Steigen und tief ein Flugzeug hat, dessen Handling dich unterstützt und welches dir genau zeigt wo der Aufwindkern steht.

Im Endeffekt hat mir natürlich auch meine jahrelange Erfahrung vom Hahnweidewettbewerb geholfen. Zum Beispiel konnten wir, während viele andere noch Endanflughöhe kurbelten, einfach am Hang der Albkante nach Hause rasen. Dafür musste man auch mutig sein, aber es hat sehr geholfen.”

Nach den ganzen Erfahrungen mit 18 sowie 15 m, wie würdest du die AS 33 und das Handling bewerten?

“Also man muss schon sagen, dass die Leistung der 18 m AS 33 mit 600 kg absolut irre ist. Man hat einen wahnsinnigen Aktionsradius mit dieser Leistung, dass entspannt einen sehr. Die 15 m Version hat da natürlich andere Vorteile. Du kannst im normalen Betrieb ohne Wasser zu tanken, einfach starten. Die 47 kg/m² sind schon eine sehr gute Flächenbelastung für den Alltag ohne Wasser.

Abends hat man dann natürlich im Sommer auch 3 m weniger zu putzen und am Boden leichteres Handling. Das ist für Vielflieger nicht zu vernachlässigen. Alles in allem hat mir das bisherige Jahr mit 15 m extrem viel Spaß gemacht.

Nächstes Jahr werde ich den Fokus zwar auf die 18 m EM und DM legen, aber bestimmt auch den ein oder anderen Start in der 15 m Version machen, die gefällt mir nämlich sehr gut!

Es ist allgemein nicht so schlecht für jeden Piloten, mal aus seinem Spannweitendunstkreis auszubrechen und den Horizont in anderen Klassen zu erweitern und auch gegen andere Piloten anzutreten. Und mit der AS 33 hat man einfach einen Flieger, mit dem man in 2 Wettbewerbsklassen mehr als konkurrenzfähig ist.”

Du bist vor der AS 33 viel ASG 29 geflogen, wie ziehst du den Vergleich der beiden Flugzeuge?

“Die AS 33 ist eindeutig thermikfühliger als die 29. Man merkt, dass sie die Aufwinde und Zentren deutlich besser anzeigt. Das allgemeine Feedback der 33 ist grandios und ein Schritt nach vorne von der schon sehr guten 29. Das Entwicklungsziel der 33, hohe Vorfluggeschwindigkeiten und gute Steigleistungen im Profil zu kombinieren, ist auf jeden Fall aufgegangen.

Man merkt in den wichtigen Situationen, dass man einfach besser als die Konkurrenten steigt und das ist in einem so performanten Flugzeug und bei der hohen Leistungsdichte an Piloten extrem wichtig. Für das gleiche Ergebnis musste man sich da in der 29 deutlich mehr anstrengen, da spart man sich jetzt wichtige Energie im Cockpit und hat geradeaus dann den Flächenbelastungsvorteil.

Und geradeaus ist es mit 600 kg bei 18 m sowieso eine komplett andere Welt, da rennt sie einfach.”

Also wie ist dein Fazit zur AS 33 mit 15/18 m auf den Wettbewerben und im Alltag?

“Kurzgesagt:
– Handling ist viel besser als bei der 29
– Das neue Wassersystem ist deutlich besser und einfacher
– Endlich wieder ein großes Gepäckfach, das ist ein großer Bonus
– Das neue Cockpit ist unschlagbar und meiner Meinung nach das Beste, welches es momentan auf dem Markt gibt. Alles ist da, wo es hin soll und man fühlt sich extrem wohl. Sehr gute Arbeit!
Alles in allem bin ich sehr glücklich mit dem Flugzeug, egal in welcher Spannweite. Die Performance ist irre und das Handling am Boden und in der Luft ist einfach wahnsinnig gut!”

Vielen Dank Sebastian für das Interview und viel Glück nächstes Jahr bei deinen Wettbewerben!